Atemholen

 

Nicht weit muss unsere Perle laufen,

um fürs Essen einzukaufen.

Doch manchmal kann es länger dauern,

und die Milch derweil versauern,

denn sie bleibt dann um die Ecken,

um ihr Geheimnis zu verstecken:

Sie bläst ihr schwer verdientes Geld

in die Lüfte dieser Welt.

Doch der Zigarettenduft

hängt noch länger in der Luft

und verrät, was sie so treibt,

wenn sie länger auswärts bleibt.

 

  

Pater Isidors Kollekte

 

Die Stirn umwölkt, schon früh am Morgen,

zählt Pater Isi seine Sorgen:

 

Nicht nur die Häupter seiner Lieben,

auch was vom Kollektengeld,

das sonntags in das Körberl fällt,

für den Kirchenbau verblieben.

 

Denn es reichen nicht die Spenden,

Farben verblassen an den Wänden,

die ehern Kirchentüre rostet -

und jeder Kalksand-Baustein kostet.

 

Als auch der Verputz schon blättert

und Schimmel in die Höhe klettert,

spricht Isi: „Nun muss was geschehen,

so kann es nicht mehr weitergehen!“

 

Es rechnet Pater Isidor

den Schäfchen seine Zahlen vor:

Im Glauben an die guten Seiten,

will er zum Geben sie verleiten,

 

selber durch die Straßen tingeln

und mit off‘nem Beutel klingeln.

Doch die Münzen, groß und klein,

sind nur wie Tropfen auf dem Stein.

 

In Pater Isis regem Geiste

beginnen sich erschrecklich dreiste,

eucharistische Gedanken

um den Klosterwein zu ranken:

 

Schlägt vor dies seiner rechten Hand,

dem Küster aus dem Burgenland,

wird einig mit dem Kirchendiener,

feil zu bieten den Veltliner.

 

Was anhört sich wie Aberwitz,

befindet sich in Stiftsbesitz,

gereift im Keller ist der Trauben

Saft - für den Gottesglauben.

 

"Ein junger Wein, Bouquet nach Frucht -

ein Duft der seinesgleichen sucht.

Nach Pfeffer schmeckt er, würzig frisch,

spritzig, und passt gut zu Fisch.“

 

Isi ermuntert so die Christen -

über die Käufe führt er Listen -

für jeglich‘ Anlass Wein zu - kaufen

und, was der Euro hergibt, - saufen.

 

Dazu weihnachtlich Gebäck -

alles für den guten Zweck.

Mit Dank stünd‘ dann im Kirchenblatt,

wer wie viel gespendet hat.

 

Neidvoll schaut man, wie viel Flaschen

in des Nachbars Einkaufstaschen.

Alsbald wird dieser überboten

mit noch größ‘ren Euronoten.

 

Ansteigend der Christen Zahl,

die nicht nur fürs Abendmahl

an dem Wein Gefallen finden -

zunehmend in Großgebinden,

 

zugleich die alkoholisch‘ Leichen…

Isi nimmt‘s als gutes Zeichen,

somit auch Abstand von der Rüge,

damit die Sammlung Früchte trüge,

 

und kehrt sie untern frommen Kittel:

denn „der Zweck heiligt die Mittel“.

 

 

Giraffen

 

Mit langem Hals und dürren Beinen

sind die großen und die kleinen

ausgestattet, um zu tragen

des Körpers und des Kopfes Last

und die Welt zu überragen.

 

Du wähntest, sie seien alle gleich?

 

Es mag die Größe dich verwirren,

und was du auch gesehen hast,

mit diesem Urteil wirst du irren.

 

Sie scheiden sich am Bürstenschnitt

und der Beine ungleich Tritt,

manche haben Guckerschecken,

braune oder schwarze Flecken,

das Maul mal zu, mal ist es offen.

 

Nur die Augen sind fast gleich.

 

Bei diesem Blick bleibt nur zu hoffen,

dass dir wird ums Herz ganz weich.